Viele von uns werden sich sicher noch erinnern. Was gab es nicht alles für Spielzeuge in unserer Kindheit. Lego, Barbi und Playmobil sind nur einige der Namen, die für uns als Kinder womöglich eine große Rolle gespielt haben.
Dass mittlerweile viel weniger die Form des Plastiks eine Rolle spielt, sondern viel mehr das Plastik selbst, hätte ich damals bei bestem Willen nicht gedacht.

Blick auf die Philippinen
Doch dies ist tatsächlich nicht nur in Deutschland der Fall. Letztes Jahr im Juli begann ich meinen Freiwilligendienst auf den Philippinen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Plastik auch aus dem Leben der Filipinos momentan nicht wegzudenken ist. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass auf den Philippinen viel mehr Plastik verwendet wird, als in Deutschland. Solange, bis ich dann realisierte, dass es Zuhause nicht wirklich besser war - eben nur anders. Wenn man sich auf den Philippinen das Mittagessen nach Hause mitbringt, wird alles direkt in eine Plastiktüte gepackt. In Deutschland ist da noch eine Styroporschachtel dazwischen. Das Getränk auf der Straße läuft dort nach dem gleichen Prinzip ab, wie schon beim Mittagessen, nur dass hier noch ein Strohhalm dazu kommt. Für mich lange nicht ergründlich, doch dann kamen mir die ganzen Coffee-to-Go Becher in den Sinn und ich war still. Doch leider reicht diese Ersparnis nicht, um ökologisch gut dazustehen. Bei weitem nicht!
Im Jahr 2010 waren die Philippinen die drittgrößten Plastikverschmutzer der Meere nach China und Indonesien. Dies liegt aber vor allem daran, dass die Müllentsorgung in manchen Teilen des Landes nicht gewährleistet ist. Dies hatte ich in meiner Zeit dort auch erlebt.
Globales Müllgeschäft
Ich erinnerte mich aber an einen Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks. Dieser besagte, dass Deutschland mehr Müll exportiere, als Güter. Unser Müll gehe vor allem in Länder wie China, Malaysia und Indonesien. Sind wir, also die Deutschen, mitverantwortlich für die Verschmutzung der Ozeane?
Mit Sicherheit kann man das nicht sagen, da laut dem Bericht des MDR „nur“ etwa eine Millionen Tonnen Plastik aus Deutschland exportiert werden. Laut EU Recht dürfe der Müll auch nur dorthin ins Ausland entsorgt werden, wo es die gleichen Standards zur Müllentsorgung gibt, wie in den jeweiligen EU-Staaten. Theoretisch wird jede Fracht, die die Grenzen der EU verlässt, kontrolliert. Es bleibt also ein Rätsel, wie dies trotzdem geschieht.
Aber China will das jetzt ändern! Ab sofort ist der Export von Müll nach China nämlich verboten. Aber das war nicht alles, was China tun will, um diesen unschönen ersten Platz schnellstmöglich wieder loszuwerden. Im Januar diesen Jahres, nach dem Bekanntwerden von CoVid-19, ließ die Einparteienregierung in Peking bekanntgeben, dass sie bis zum Jahr 2025 alle Plastiktüten verbieten wolle. Ein mutiger Schritt in die richtige Richtung, wie ich finde. Unter das Verbot fallen aber auch Strohhalme und Einweggeschirr. Zudem erfolgen die Verbote erst schrittweise, dass sich die Bürger Alternativen suchen können.
Aber nicht nur China wehrt sich dagegen. Auch wenn ein Teil des verschifften Plastiks in Indonesien oder Malaysia recycelt werden kann, so landet der Großteil doch zumeist auf Mülldeponien und gelangt so in die Umwelt. Deshalb schicken Indonesien und Malaysia diese Container künftig wieder zurück nach Deutschland! Aufatmen lässt diese Maßnahme trotzdem nicht. Es ist davon auszugehen, dass sich die Abfallwirtschaft aus Deutschland andere Abnehmer, vor allem in Afrika oder der Türkei suchen wird.
Doch warum kümmert man sich nicht einfach direkt in Deutschland um den Müll, der ja schließlich hier produziert wird? Offenbar muss es günstiger sein, den Müll eine Reise nach Fernost antreten zu lassen, anstatt ihn hier zu recyceln. Denn laut dem Bundesumweltamt gäbe es genügend Kapazitäten für diesen Müll. Deutschland müsse sogar Müll - ausschließlich Glas und Papier - aus anderen EU-Ländern importieren, um die Müllverbrennungsanlagen rentabel zu halten.
Doch nicht nur beim Export des Mülls machen sich Unternehmen die Globalisierung zu nutze. Auch so ein einfaches Produkt wie Joghurt legt eine ganz schöne Strecke zurück, bis es allein fertig produziert wurde. Auf etwa 9000 Strecken Kilometer kommt ein kleiner Becher Joghurt, bis er tatsächlich bei dem Supermarkt unseres Vertrauens im Regal steht. Man muss sich das mal vorstellen; Am Ende haben alle Teile des Joghurts, also beispielsweise der Deckel, das Plastik, die Milch und die Früchte etwa die Strecke von Frankfurt am Main nach Hongkong zurückgelegt, bis wir ihn kaufen können.

Recycling - leicht gemacht?
Dagegen ist aber das Recycling eher einfach. Wichtig sei tatsächlich nur, dass der Joghurtbecher aus Plastik von seinem Deckel aus Aluminium getrennt wird, empfiehlt mir ein Mitarbeiter der Hamburger Müllentsorgung in einem YouTube-Video. Diese werden dann in der Müllverbrennungsanlage entsprechend aufbereitet und so gut es geht wieder verwendet. Dass bei der Wiederverwertung auch möglichst wenig Wasser gebraucht wird, müsse der Becher „löffelrein“ sein. Das heißt, den Becher so gut reinigen, wie man das eben mit einem Löffel hinkriegt.
Aus dem Plastik wird dann unter anderem Polyethylentherephtalat, kurz PET. Daraus werden heutzutage die meisten Einwegplastikflaschen hergestellt. Gerade wenn man viel unterwegs ist, sind die schon praktisch! Leider werden sie in den meisten Fällen nur einmal genutzt und werden dann entsorgt. Die Möglichkeit, diese aufzufüllen, hat man quasi nicht. In den meisten Fällen liegt das einfach an der Hygiene. Das Umweltbundesamt rät deshalb zu Mehrwegplastikflaschen oder gleich zu Glas. Mehrwegflaschen können bis zu 25 Mal wiedergefüllt werden, bis sie geschreddert und im besten Fall zu neuen Produkten aus Plastik wiederverwertet werden. Doch erst seit 2019 ist es vorgeschrieben, aus wie viel Prozent recyceltem Plastik eine PET-Flasche bestehen muss, nämlich aus 58,5 %. Fraglich ist nach wie vor, wie diese Quote kontrolliert werden soll. Erstrebenswert wäre eine Einhaltung dieser Quote allemal, da die aktuelle Quote von Recyclat, also recyceltem Material, gerade mal bei 25-30 % liegt.
Doch selbst wenn die Quote konsequent eingehalten wird, bedeutet das, dass sich die restlichen 41,5 % immer noch aus nicht-recyceltem, frisch produziertem Plastik zusammensetzen. Häufig könne aus dem geschredderten Flaschen keine Neuen hergestellt werden. Manche der Reste werden dann zu Fleece verarbeitet, woraus man dann wiederum Pullover herstellt. Ein anderer Teil wird zu Lebensmittelverpackungen oder Blumentöpfen verarbeitet. Trotzdem gibt es auch einen Anteil, der nicht wiederverwertet werden kann und dann leider verbrannt werden muss.
Doch eine Firma aus Baden-Württemberg spendet Hoffnung! Sie produziert bereits PET-Flaschen aus 100 % wiederverwertetem Plastik. Möglich ist es also, aber auch hier sind die höheren Kosten und der größere Aufwand der Grund, warum es noch nicht Standard ist.
Deutschland ist in dieser Hinsicht also schon sehr engagiert. Leider zieht aber bei weitem nicht jeder in Europa mit. Den Löwenanteil der Verschmutzung liegt außerhalb unseres Einflusses. Die meisten Einwegflaschen kamen früher aus den USA. Mittlerweile wurden die Vereinigten Staaten von China sowohl in Sachen Produktion, als auch beim Konsum überholt. Dies wird sich aber wohl auch nicht mit dem Verbot von Plastiktüten ändern.

Coffee-to-Go Becher
Um den Kreis zu schließen komme ich in diesem Zuge auch noch zurück auf die Coffee-to-Go Becher. Denn diese sind zwar super praktisch und gerade, wenn es kalt ist und man spontan eine „Aufwärmung“ genießen möchte. Leider sind diese unscheinbaren kleinen Becher ein größeres Problem, als sie scheinen. Das Problem dabei ist und bleibt die Vermischung der Materialien. Es ist schon viel getan, wenn man den Becher nach dem Austrinken vom Deckel trennt, aber das war leider noch nicht alles. Die Becher sind eben nicht nur aus Plastik, sondern meist ummantelt mit Pappe oder Papier. Das heißt, es kann nur eins der beiden Materialien später recycelt werden. Ein reiner Plastikbecher würde die Sache daher schon um einiges leichter machen, würde aber dazu führen, dass man sich möglicherweise die Finger verbrennt.
Trotzdem ist dies keine gute Lösung. Am besten, man nimmt sich einen Mehrwegbecher mit. Gerade für diejenigen, die dies tagtäglich auf dem Weg zur Arbeit tun, ist dies ein durchaus planbares Vorgehen. Außerdem gibt es in immer mehr Cafés einen kleinen Rabatt, wenn man seinen eigenen Becher mitbringt. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Ich möchte dabei nicht übertreiben. Es ist nicht viel, was man weniger bezahlt, aber es ist ein Anfang. Zudem zählt hierbei das Argument der Hygiene (außerhalb der Zeiten von Corona, versteht sich…) nicht, da der Becher den Füllbereich der Cafémaschine nicht direkt berührt.
Das Mitbringen von Verpackungen wird auch in anderen Geschäften immer üblicher. Einen Beutel im Rucksack oder der Handtasche dabei zu haben, ist leicht erledigt. Oder auch der Gang zum Metzger ist mit einer eigenen Schüssel mittlerweile gern gesehen
Abschließend lässt sich sagen: es ist noch Luft nach oben!
Anders kann ich es nicht ausdrücken, aber ich möchte die Bestrebungen von Politik und Wirtschaft auch nicht klein reden. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren und auch die Einführung des Einwegpfands in Deutschland ging absolut in die richtige Richtung, auch wenn das Ziel, den Fokus auf den Mehrwegpfand zu legen, nicht ganz glückte. Ich glaube, dass diese Verantwortung nicht allein im Parlament oder in der Geschäftsleitung liegt, sondern bei jeder oder jedem Einzelnem! Es sind häufig ganz einfache Lösungen, die schon einen enormen Unterschied machen, um unseren Abfallkreislauf mehr und mehr einzuhalten. Immerhin werden bereits 98 % der Flaschen vom deutschen Verbraucher wieder in den Recyclingkreislauf hineingegeben. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auf diesem Weg noch viel mehr unserer Probleme lösen können, ohne die Dinge plump verbieten zu müssen. Leider gibt es aber auch viele Bereiche, auf die Deutschland keinen Einfuss hat. Hierbei kann Deutschland nur als Vorbild voran gehen, um zu zeigen, dass dies möglich sein kann, wenn man will.
Die Auswirkungen des globalen Müllgeschäftes auf die Länder des globalen Südens
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Quellen
Während meiner Recherche habe ich viele interessante Details herausgefunden, die hier noch gar nicht eingearbeitet sind. Falls Sie das Thema interessiert, sind hier meine Quellen:
https://www.greenmatters.com/p/ocean-pollution-by-country
https://www.mdr.de/nachrichten/wirtschaft/ausland/plastikmuell-exporte-aus-deutschland-100.html
https://www.youtube.com/watch?v=Vfta4Gz9hNY
https://1.brf.be/ratgeber/554872/
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-08/gelber-sack-joghurtbecher-muell-recycling
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/mehrwegflaschen#gewusst-wie
https://www.youtube.com/watch?v=TrYRQxmMxns
https://www.starbucks.de/responsibility%2Fenvironment%2Frecycling
